Kat­zen zusammenführen

Kat­zen zusammenführen

In Kat­zen­fo­ren wird sehr oft von Pro­ble­men bei der Zusam­men­füh­rung von Kat­zen berich­tet. Jeder, der im Tier­schutz was macht und Kat­zen ver­mit­telt, kennt das Pro­blem. Es gibt Prü­ge­lei­en, Kreisch-Orgi­en, manch­mal fliesst sogar Blut. Man kann viel tun, um den aller­gröbs­ten Ärger zu vermeiden.
Den “aller­gröbs­ten” Ärger des­halb, weil es klei­ne­re Auf­re­ger immer geben wird, wenn man zwei oder meh­re­re Kat­zen mit­ein­an­der bekannt macht. Dar­auf muss man sich ein­stel­len. Ist so, lässt sich nicht ver­mei­den, ist völ­lig normal.


Ärger am Anfang ist läs­tig, aber alle­mal bes­ser als sei­ne Kat­ze zum Sozio­pa­then zu machen, das heisst, sie auf immer und ewig als Ein­zel­kat­ze zu hal­ten. Der Ärger lohnt sich! Glaubt es mir.
Ich hocke oft auf dem Boden, inmit­ten mei­ner Kat­zen­ban­de, alle kom­men ange­lau­fen und drän­geln sich um mich her­um. Über­all Pföt­chen und Köpf­chen und Lin­da und ich hocken mit­ten­drin. Und dann den­ke, wie gut ich es doch habe, was für tol­le Tie­re ich habe und wie glück­lich ich dar­über bin und dann muss ich alle knut­schen, weil ich sie alle so toll fin­de. Mei­ne vie­len klei­nen total unter­schied­li­chen Katzenpersönlichkeiten ♥

Wie kann man es nun anstel­len, dass wüs­te Prü­ge­lei­en ver­mie­den wer­den? Das wich­tigs­te ist, man ver­mei­det die­se über­fall­ar­ti­gen Zusam­men­füh­run­gen. Das heisst, neue Kat­ze kommt ins Haus, wird im Ken­nel in die Bude getra­gen, Ken­nel wird auf­ge­macht, und zack, da isse nun, die Neue.
Ergeb­nis meis­tens: Die schon vor­han­de­ne Katze(n) ist völ­lig von den Socken, reagiert je nach Cha­rak­ter mit Angst oder Aggres­si­on. Die Neue ebenso.

In einem Läs­ter­pos­ting über Kat­zen­fo­ren habe ich vor eini­ger Zeit das geschrieben:

- Zusam­men­füh­rung hat nicht geklappt, alte Kat­ze geht 10 Minu­ten nach Ankunft der neu­en Kat­ze auf die­se los, was kann ich tun?
Lösung: Fah­re ein­mal quer durch die Stadt, kling­le an irgend­ei­nem Haus, mar­schie­re zu den frem­den Leu­ten ins Wohn­zim­mer, setz dich auf deren Sofa und sag ihnen, du wohnst jetzt da. Du wirst ganz neue Erkennt­nis­se gewinnen.

So macht man es also bes­ser nicht. Es KANN auf die Hau­ruck-Metho­de klap­pen, aber oft tut es das eben nicht und dann hat man den Salat. Bezie­hungs­wei­se haben die Kat­zen den Salat, denn wenn die Kat­zen sich has­sen, wird oft die Neue dahin zurück gebracht, wo man sie her hat. Und so ein hin und her ist für die­se Kat­ze nicht lustig.

Man muss sich mal vor­stel­len, was auf eine Kat­ze, die in ihr neu­es Heim gebracht wird, alles ein­pras­selt: neue Geräu­sche, neue Gerü­che, neue Men­schen, neu­es Kat­zen­klo, neue Schlaf­plät­ze, even­tu­ell neu­es Fut­ter, alles neu.
Die neue Katz ist völ­lig überfordert.

Die alt­ein­ge­ses­se­ne Kat­ze eben­so. Bis gera­de eben war ihr Zuhau­se ein siche­res Plätz­chen, kei­ne Fein­de in Sicht. Nun ist ein Fremd­ling da, der total anders riecht, der komisch aus­sieht und gaa­anz bestimmt ein ganz fie­ser Cha­rak­ter ist, der einem das Fut­ter wegm­ampft und das Kat­zen­klo ver­kackt. Alles meins! Des­halb: Atta­cke! Oder Hilfeeeee!

Kurz gesagt, Kat­zen sind ganz furcht­ba­re Spies­ser, sie has­sen Ver­än­de­run­gen in ihrer Sicher­heits­zo­ne, in ihrem Zuhause.

Über­fall­ar­ti­ge Zusam­men­füh­run­gen sind bähbähbäh. 

Wenn sich also jemand eine zwei­te, drit­te oder x‑te Kat­ze anschaf­fen will, soll­te er ein Zim­mer in der Bude für den Neu­an­kömm­ling reser­vie­ren (gilt übri­gens auch für Leu­te, die sich eine ein­zel­ne, scheue/ängstliche/sehr unsi­che­re Kat­ze oder einen ehe­ma­li­gen Wild­ling ins Haus holen!).
Das Zim­mer muss nicht gross sein oder hübsch oder sonst­was, es muss ein­fach ein Zim­mer mit Türe sein. Zur Not, wenn nix ande­res geht, tut es auch das Bade­zim­mer. Und die­se Türe soll­te erst­mal geschlos­sen blei­ben. Die neue Katz soll­te nicht raus, die alte Katz soll­te nicht rein.

Im Zim­mer soll­te in einer Ecke ein Kat­zen­klo ste­hen, mög­lichst ohne Hau­be. Hau­ben­klos sind für vie­le Katzen
eine Erfin­dung, die direkt aus der Höl­le kommt. Und wenn man eh noch unsi­cher ist, dann muss den Über­blick bewah­ren kön­nen, auch wäh­rend dem Pie­seln, sonst pie­selt man halt unter Umstän­den aufs Sofa/Bett/Teppichboden.
So weit weg wie mög­lich vom Kat­zen­klo soll­te in die­sem Zim­mer ein Fut­ter­napf ste­hen. Und natür­lich ein Was­ser­napf, den aber bit­te nicht direkt neben das Fut­ter stel­len, son­dern etwas entfernt.
Neue Kat­ze rein, Türe zu. Min­des­tens zwei oder drei Tage. Man kann die neue Kat­ze in der Zeit natür­lich oft besu­chen und mit ihr reden, ihr vor­le­sen, Lied­chen vor­sin­gen, spie­len, schmu­sen und so wei­ter. Haupt­sa­che ist, dass die Türe zu und die Kat­zen getrennt bleiben.

Was in die­ser Zeit pas­siert, ist Folgendes:
Die neue Kat­ze gewöhnt sich an die Geräu­sche in der Woh­nung. Sie nimmt den Geruch des neu­en Zuhau­ses an, was sie für die alt­ein­ge­ses­se­ne Kat­ze viii­iel weni­ger bedroh­lich macht. Sie lernt ihre neu­en Men­schen ken­nen, und vor allem, sie riecht und hört die ande­re Kat­ze. Und die alt­ein­ge­ses­se­ne Kat­ze hört und riecht die Neue.
Dann kommt was ekli­ges, aber ihr wer­det es überleben 😀

Ihr nehmt jeweils von der neu­en und von der alten Kat­ze ein Häuf­chen und ein Pipi-Klümp­chen aus den Kat­zen­klos, legt das auf irgend­was drauf, Blu­men­topf­un­ter­set­zer oder so, und stellt das jeweils in die Räum­lich­kei­ten der ande­ren Kat­ze. Also den Kat­zen­klo-Inhalt der Neu­en in die Nähe des Kat­zen­klos der alten Kat­ze und anders­her­um. Sie wer­den das sehr inter­es­sant fin­den und aus­gie­big beschnup­pern. Und sich noch bes­ser an den Geruch der ande­ren Kat­ze gewöh­nen. Kat­zen sind Nasen­tie­re. Wenn zwei Kat­zen sich begeg­nen, ist Anal­kon­trol­le angesagt.

Nach ein paar Tagen den Tür­spalt zum Zim­mer der neu­en Katz öff­nen. Nur so viel, dass sie nicht raus und die alte nicht rein kann. Beob­ach­ten, was pas­siert. Und dann muss man halt die Situa­ti­on ein­schät­zen, ob sie eher neu­gie­rig auf­ein­an­der sind, ob aggro (dann nicht zusam­men las­sen und das Gan­ze noch einen Tag so wei­ter füh­ren mit den getrenn­ten Zim­mern) ob ängst­lich (dann den Angst­ha­sen mit kuscheln, reden, Lecker­lis, spie­len.… ablenken).

Lässt man sie dann schliess­lich zusam­men, muss man genau auf­pas­sen und bei­de Kat­zen mög­lichst viel beschäf­ti­gen, Angel spie­len, Lecker­li hin­ter­her ren­nen las­sen, und so wei­ter. Gibt es Zoff, muss man abschät­zen ob es eher Geklop­pe ist (dann machen las­sen) oder rich­ti­ges Geprü­gel (dann sofort ein­schrei­ten, Kis­sen wer­fen, Fuss auf­stamp­fen, in die Hän­de klat­schen, bei­den klar machen, dass Gezof­fe nicht erwünscht ist und nicht gedul­det wird). Jeden­falls soll­te man dann nicht zöger­lich sein, son­dern so rich­tig auf den Putz hauen.
Es wird die ers­te Zeit bestimmt trotz dem gan­zen Pro­ce­de­re noch zu Stress kom­men. Klei­ne­re Klop­pe­rei­en, denn jede Katz muss der ande­ren erst­mal klar­ma­chen, was sie lei­den kann und was nicht, wo ihre per­sön­li­chen Gren­zen lie­gen. Aber die Chan­ce, dass die bei­den Kat­zen sich nicht bis aufs Blut has­sen, wer­den durch das anfäng­li­che Tren­nen um ein Viel­fa­ches erhöht.

Und ja, eine Kat­ze hält es aus, ein paar Tage in einem Raum, und sei es nur ein Bade­zim­mer, ein­ge­sperrt zu sein. Das ist viel bes­ser und ange­neh­mer für die Kat­ze als die­se grot­ten­doofen über­fall­ar­ti­gen Zusammenführungsversuche.

Habe ich eigent­lich schon mal erwähnt, dass ich 10 Kat­zen habe, unter­schied­li­cher Her­kunft und unter­schied­li­chen Alters, von denen eini­ge als adul­te Kat­zen hier­her kamen, die sich alle super ver­ste­hen? Mit­samt Hund, natür­lich. Dass es hier NIE Stress gibt? Nee? Dann wisst ihr das jetzt 😀

Die haben hier mas­sig Platz und trotz­dem lie­gen sie oft alle zusam­men auf einem Hau­fen rum. Erst heu­te Mit­tag wie­der. Die Son­ne schien ins Wohn­zim­mer und alle 10 lagen zusam­men in der Sonne.

Und falls ihr euch fragt, was mit No11 ist, war­um ich die nicht mit­zäh­le, dann könnt ihr das Pos­ting nach­le­sen: Lil­li, der beson­ders beson­de­re Sonderfall 
Ver­hal­tens­ge­stör­te Kat­zen, viel zu früh von der Mut­ter getrenn­te Kat­zen die sofort in Ein­zel­hal­tung kamen, Kran­ke Kat­zen, das sind Sonderfälle.
Kat­zen, die lan­ge Zeit Ein­zel­kat­zen waren, wür­de ich in den aller­meis­ten Fäl­len nicht als unheil­ba­re Sozio­pa­then sehen. Oft kann man auch sol­che Kat­zen mit einer ande­ren Kat­ze ver­ge­sell­schaf­ten. Wenn man ihnen Zeit gibt und es nicht übers Knie bre­chen will. Oft, nicht immer.

Autor: Bal­li
Quel­le: http://haustierwir.blogspot.com/2011/03/katzen-zusammenfuhren.html